Breitenbach – Kirche St. Martin

Der Ort Breitenbach: Der Ort Breitenbach ist ein beschauliches, kleines Dorf im Harz mit heute noch ungefähr 250 Einwohnern. Kommunal gehört Breitenbach seit 2005 zur Stadt Sangerhausen, die allerdings 22km entfernt liegt – wie alle etwas größeren Orte in deutlicher Entfernung liegen: Harzgerode im Norden ist rund 25km entfernt, Roßla im Süden ungefähr 17km. Diese abgeschiedene Lage auf der Harzebene hat nach der Wende manche Probleme mit sich gebracht, als die LPG als Hauptarbeitsgeber aufgelöst wurde. Der Nachfolgebetrieb ist eine große Putenmast-Anlage. Eine gute Verbindung gibt es mit den umliegenden Dörfern Wolfsberg, Horla und Rotha. Einkaufsmöglichkeiten oder Gaststätten gibt es leider nicht mehr, obwohl in Breitenbach früher Bäcker, Fleischer und Gaststätte besaß.  Die Breitenbacher Kirche ist deshalb für den ganzen Ort unabhängig von Kirchenmitgliedschaft das Symbol für Zusammengehörigkeit. Verschiedene dörfliche Aktionen haben darum ihren Ort in und an der Kirche. Eine gute Verbindung besteht zu den Breitenbacher Pfingstburschen, die sich auch um die Pflege des Kirchengrundstücks kümmern.

Kirchengemeinde Breitenbach: Die Kirchengemeinde Breitenbach gehört mit den Kirchengemeinden in Horla, Rotha und Wolfsberg zu einer gemeinsamen Gemeinde „St. Nicolai“ zusammen, die ungefähr 140 Mitglieder hat. In Breitenbach selbst gehören noch rund 45 Einwohner zur Kirchengemeinde, was immerhin knapp ein Viertel des Ortes ist. Dieser für Sachsen-Anhalt sehr gute Wert zeigt, wie eng Kirche und Ort verbunden sind. Pfarramtlich wird Breitenbach seit 2017 mit vom Pfarramt Roßla (www.pfarrbereich-rossla.de) und Pfarrer Folker Blischke betreut. In der Kirche finden neben den Dorfaktionen im Sommer und zu Weihnachten monatlich ein Gottesdienst und in unregelmäßigen Abständen Konzerte statt. Einer der Höhepunkte ist der Martinsumzug.

Die Kirche Breitenbach: Breitenbach war über viele Jahrhunderte hinweg ein sogenannter Filialort der benachtbarten Kirchengemeinde in Wolfsberg. Ob in Breitenbach in vorreformatorischer Zeit eine Kirche bestand, ist nicht nachgewiesen.

Prägend für die Kirche ist die Nachbarschaft des Ortes Breitenbachs zum Forsthaus Schwiederschwende, das für die Stolberg-Roßlaer Grafen ihr beliebter Standort bei Jagden war. Wegen der Nähe zu Schwiederschwende sollte in Breitenbach eine repräsentative Kirche erbaut werden. Den Auftrag für den Kirchenbau gab darum auch der Graf Johann Wilhelm Christoph zu Stolberg-Roßla (1748-1826). Die Einweihung fand im Jahr 1825 statt.

Die Kirche ist ein „normaler“ klassizistischer Kirchenbau seiner Zeit: Ein Saalkirche ohne einen eigens betonten Chor. Der Westturm ist vorgelagert und besteht aus einem starken Bruchsteinmauerwerk mit einem verschieferten Fachwerkaufsatz und einer sogenannte welschen Haube.  Die Kirche besitzt einen aus der Bauzeit stammenden hölzernen Kanzelaltar. 1871 wurde die Turmspitze repariert und vergoldet. Im Jahr 1879 wurden die Fassaden neu verputzt. Die Reste des Putzes sind bis heute sichtbar, da es seit dem keine Veränderungen an der Fassade gab. 1895 wird die Eindeckung mit Ziegeln zugunsten einer Schiefereindeckung verändert, da in den Jahren um die Jahrhundertwende Schiefer modern wurde. 1902 werden zwei Bleiglasfenster in den Ostgiebel eingesetzt, und der Kirchenraum erhält eine neue, dem Geschmack dieser Zeit entsprechende farblich dunkle Fassung, während die Kirche ursprünglich hell ausgemalt war. Diese orginiale Ausmalung ist noch vollständig restauratorisch nachweisbar. Die Kirche wird von einer Deckentonne überspannt und besitzt eine umlaufende Doppelempore. Die Emporen sind schlicht mit einfachen Kassetten und Brüstungen gebaut. Der Fußboden ist mit Ziegelplatten (22cm x 22cm) belegt, die in Gipsmörtel ausgeführt sind.

Der ursprüngliche Zugang zur Kirche war von Süden aus, wurde aber in den sechziger Jahren zugunsten des Eingangs vom Turm her vermauert. Vom Turmraum gehen zwei Treppenaufgänge zu den Doppelemporen. Auf der Ebene der ersten Empore ist im Westteil eine beheizbare Winterkirche eingebaut.

Zur Wendezeit war das Dach stark geschädigt, so dass permanent Nässe eindrang. 1990 wurde deshalb das alte Schieferdach abgetragen und das Dach mit Eternit-Platten gedeckt, ohne dass aber der Dachstuhl saniert wurde. Durch die vorhandene Feuchtigkeit breitete sich der Schwamm stark aus, so dass in zwei Bauabschnitten 2005 und 2012 jeweils Balken der Dachkonstruktion und der Empore gewechselt werden mussten. Dabei wurden die Gauben an der Nordseite geschlossen. 2021 dann ist es gelungen, die Behelfskonstruktion der Eternit-Platten durch ein Ziegeldach zu ersetzten.

Nächstes bauliches Ziel ist die schrittweise Sanierung des Innenraums.

Die Orgel: Auf der oberen Empore befindet sich eine schöne, aber nicht spielbare Orgel, die ähnlich wie in Roßla ein Werk des Bad Frankenhäuser Orgelbauers Julius Strobel ist. Sie wurde 1869 fertigstellt und kostete 1000 Reichstaler, von denen 400 die Wilhelm-Stiftung zu Roßla übernommen hat. In der Ortschronik heißt es: „Die Gemeinde hat dabei die Fuhren und Handdienste getan und sämtlkiche Orgelbauer-Meister wie dessen Gehilfen beköstigt.“  Die Orgel ist eine mittelgroße Orgel mit insgesamt 14 Registern (7 Hauptmanual, 4 2. Manual, 3 Pedal). Seit den siebziger Jahren ist die Orgel nicht mehr spielbar. Um sie zu sanieren, müssten große Teile der Mechanik und der Blasebalg komplett erneuert werden.