Dittichenrode

Kirchengemeinde Dittichenrode

Die evangelische Gemeinde in Dittichenrode ist die kleinste Gemeinde im Kirchengemeindeverband Roßla. Von den ungefähr 100 Bewohnern Dittichenrodes gehören rund 25 zur evangelischen Kirche. Da Dittichenrode ein großes Pfarrhaus besitzt, war der kleine Ort bis 1992 Sitz einer eigenen Pfarrstelle, die seit den sechziger Jahren auch für Wickerode, Breitungen und Questenberg zuständig war.

In der Kirche Dittichenrode wird einmal im Monat Gottesdienst gefeiert. Obwohl die Kirche nicht geheizt ist, hat sich die Gemeinde entschieden, aus Dankbarkeit über die Sanierung auch in der Winterzeit die Kirche zu nutzen.

Immer am ersten Donnerstag im Monat findet im Pfarrhaus der Gemeindenachmittag für Dittichenrode statt: Nach einer Andacht am Beginn trinken wir gemeinsam Kaffee, um dann über ein Thema gemeinsam nachzudenken.

Im Jahr 2001 feierte Dittichenrode seinen 750. Geburtstag – das Jahr der Ersterwähnung 1251, wie man damals meinte. Dann aber entdeckte Heinz Noack auf einer Abschrift, dass Heinrich II. im Jahr 1013 dem Nonnenkloster Heiningen und einigen anderen Orten königlichen Schutz und Immunität gewährt. Einer dieser anderen Orte ist „Thiedrikingeroth“ – das heutige Dittichenrode, das also mindestens 1000 Jahre alt ist, so dass im Jahr 2013 das 1000-jährige Jubiläum gefeiert wurde.

Die Kirche St. Annen und Marien

Die Kirchengemeinde ist eng mit dem Schicksal der Dorfkirche St. Annen und Marien verbunden, die für das Ortsbild prägend ist.

Die Dorfkirche ist eine alte Pfarrkirche, die in der Grundsubstanz des Turmes aus dem 13. Jahrhundert stammt und deren Größe – wie die Ausgrabungen gezeigt haben – ungefähr der heutigen Kirche entsprochen haben. Ältestes Stück der Inneneinrichtung der Kirche ist das gotische Holzkreuz aus dem 15. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen auch die gekuppelten Bogenfenster.

Zwischen 1680 und 1720 erfolgte wahrscheinlich der bis heute erhaltene barocke Umbau der Kirche und die Entstehung der Fachwerkapsis, die in ihrer baulichen Ausbildung deutlich auf den barocken Kanzelaltar, welcher 1714 eingebaut wurde, zugeschnitten war. Der Emporenzugang mit Überdachung an der Südwand des Turmes mit Türöffnung und Sandsteingewänden, sowie die Dachgauben und die verputzte Holztonne stammen ebenfalls aus dieser Zeit. 1888 gab es Pläne zum Neubau der Kirche, der aber aus Kostengründen unmöglich wurde. Nachdem über viele Jahrzehnte die Renovierung unterblieb und dann in der DDR-Zeit keine Möglichkeiten mehr bestanden, wurde im Jahr 1968 die baufällige Fachwerkapsis abgerissen und die entstandene Öffnung mit
Hohlblocksteinen geschlossen. Von da an nimmt der Verfall der Kirche stetig zu. Durch Bürger des Ortes konnte 1982 der Westgiebel am Turm gerettet werden, aber die Kirche war aufgegeben.

Als 1997 Gespräche zum Abriss bzw. Ruinensicherung bekannt wurden, fanden sich einige Bürger, die die Kirche retten wollten. Die bis dahin veranstalteten Dorffeste wurden erweitert zum Dorf-und Countryfest, um den Wiederaufbau der Kirche finanziell zu ermöglichen. Durch guten Kontakt mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), der Stiftung KiBa und vor allem durch die Unterstützung von Frau Ruth von Wobeser wurde dann eine schrittweise Sanierung der Kirche mit mehreren Bauabschnitten möglich. Im Juni 1999 war Baubeginn und bereits im September konnte Richtfest gefeiert werden. Dann wurde die Apsis rekonstruiert. Im Jahr 2006 dann wurden Fundamente und Fußboden des Schiffs saniert, 2008 erfolgte die Innensanierung. Über zwei Jahre hinweg ist 2012/13 der Turm saniert. Für die Neugestaltung des Altarraums schuf die Künstlerin Anja Quaschinski 2015 ein Kunstglasfenster. 2018 konnte der Platz vor der Kirche neu gepflastert werden.

Glocken

Die Kirche in Dittichenrode besitzt zwei Glocken: Eine kleine Läuteglocke, die seit mindestens 200 Jahren in der Südwand des Turms aufgehängt ist und die Jahreszahl 1480 trägt. Die große Läuteglocke ist noch älter, sie stammt ihrer Form nach aus dem 14. Jahrhundert – eine so genannten Zuckerhutglocke.  Wie so viele Glocken aus unseren Kirchen hier wurde sie im 2. Weltkrieg beschlagnahmt und abtransportiert. Dittichenröder Bürger erfuhren dann 1946, dass sie noch nicht eingeschmolzen wurde, sondern auf dem Glockenfriedhof bei Hamburg gelagert ist. Von dort wurde sie dann zurückgeholt. Im Zuge der Beschlagnahmung ist allerdings die Glockenkrone abgebrochen worden, an der die Glocke normalerweise hängt. Da Ende der vierziger Jahre das Schweißen von Glocken nicht möglich war, wurde die historische Glocke angebohrt und direkt mit dem Joch verschraubt – eine Lösung, die den Klang minderte und die Glocke weiter beschädigte, so dass sie letztmals 1968 geläutet hat. Nach vielen technischen Fragen ware es dann 2013 möglich, eine neue Krone an die Glocke von einer Spezialfirma anschweißen zu lassen. Mit einem elektrischen Läutewerk versehen läutet diese sehr alte Glocke nun wieder zu Gottesdiensten und am Beginn des Wochenendes, während die kleinere Glocke von 1480 die Uhrschlagglocke ist.

Zur Geschichte des Ortes

Dittichenrode liegt in einem Tal, das von drei Seiten von Bergen umgeben ist, sich zur Goldenen Aue hin öffnet und einen schönen Blick zum Kyffhäuser freigibt.
Ursprünglich ein freiherrliches adliges Gerichtsdorf und Stammsitz der alten Ritterherren von „Tütcherode“, gehörte es später zur Grafschaft Rossla. Urkundlich wurde es erstmals 1251 erwähnt, aber schon 1018 soll die erste Nennung in einem Fundationsbrief des 9. Halberstädtischen Bischofs Arnulf gewesen sein.

Die Herren von Tütcherode waren sehr angesehen. Man fand ihre Namen oft als Zeugen in Schenkungsbriefen. Um 1589 starb das edle Geschlecht „von Tütcherode“ aus.
Im Mittelalter und in gefährlichen Zeiten wie z.B. im 30- Jährigen Krieg, waren Viehdiebstähle, besonders die von Pferden, ein großes Problem. Es wurden Pferdewächter eingesetzt, die auf so genannten „Wachtberg“ ihren Dienst taten. Diese Flurbezeichnung findet man heute noch in diesem kleinen Ort.

Mit finanzieller Unterstützung von Graf Wilhelm wurde 1796 ein neues Schulgebäude gebaut.
In der Dorfschule wurden Schüler der  1. bis 8. Klasse unterrichtet. Anfang 1950 verlegte man die 7. und 8. Klasse nach Rossla, die Unterstufe blieb noch bis 1965 im Ort und wurde durch Schließung der Schule im selben Jahr nach Rossla versetzt.

Seit 1970 gehört nun Dittichenrode zu Rossla (Ortsteil), ist an die B80 angebunden und hat seit 2004 einen Anschluss zur A 38.

Mittelpunkt des Ortes bildet die Kirche St. Annen und Marien, die bis 1998  als Ruine ihr Dasein fristete und heute wieder genutzt werden kann.

Pfarrhaus

Am 25. April 1881 wurde nach dem Abriss der alten
Pfarrscheune mit dem Bau der neuen Pfarre begonnen. Bereits am 16. Juli 1881wurde Richtfest gefeiert und am 26. August 1882 war der Neubau fertig. Bis  1992 war die Pfarrstelle (Pfarrer in Rente) besetzt und gehörte danach zu Rossla. Nachdem das Pfarrhaus anfangs vermietet war, hatte der GKR Kirchspiel Roßla beschlossen, das Pfarrhaus zu verkaufen. Wir sind von Herzen dankbar, dass Pfr. Markus Blume, Inhaber der Kirchenkreisstelle für besondere Aufgaben und Sohn des Dittichenröder Pfarrers Lutz Blume (1968-1974) das Pfarrhaus erworben hat und nun allmählich umbaut.