Tilleda – Kirche St. Salvator

Die Kirchengemeinde Tilleda

Tilleda liegt am Nordrand des Kyffhäusers, ca. 13 km südwestlich von Sangerhausen. Der Ort wird bereits vor 800 im Breviar des Lullus als Dullide erwähnt. Zu überregionaler Bedeutung gelangte Tilleda im Mittelalter als königlicher Pfalzort, insbesondere unter den ottonischen Herrschern die hier mehrfach urkundeten. 972 verschrieb Otto II. seiner Gemahlin Theophanu unter anderem auch den kaiserlichen Hof zu Dullede als Morgengabe. Er selbst, sein Sohn Otto III., Conrad II., Heinrich III. und Friedrich I. hielten sich wiederholt in der kaiserlichen Pfalz auf, hier fand 1194 auch die Aussöhnung Herzog Heinrichs des Löwen mit Heinrich III. statt.

Die Dorfkirche in Tilleda spiegelt wie bei vielen anderen Dorfkirchen die Bedeutung und wechselvolle geschichtliche Entwicklung dieses so geschichtsträchtigen Ortes wieder. In der bis auf uns überkommenen Form stellt sie immer noch die bauliche Dominante des Ortes und ein überaus wertvolles Baudenkmal sowie Kulturgut dar. In heutiger Zeit gehören ungefähr 130 Mitglieder zur Kirchengemeinde in Tilleda. Mittelpunkt ist des Gemeindelebens ist der vierzehntägige Gottesdienst. Einmal im Monat trifft sich der Gemeindenachmittag, und es gibt verschiedene Angebote für Kinder.

Die Kirche

Die dorfbildprägende Kirche ist in ihrer Silhouette durch vier Bauwerksteile geprägt, dem sich in der Mitte der Kirche auf zwei Bögen aufbauenden, etwa quadratischen Turm mit dem südlichen Anbau als Turm- und Emporenzugang, dem sich westlich anschließenden im Wesentlichen barocken Kirchenschiff und dem sich im Osten anschließenden, rechteckigen gotischen Chor.
Der Kirchturm als das älteste Bauwerksteil ist romanischen Ursprungs, wobei das obere Glockengeschoss gotisch überformt wurde. Den Turmabschluss bildet ein schiefergedecktes Zeltdach mit 4 Erkern und einer Laterne.

Geschichte der Kirche

Die einschiffige Kirche St. Salvator (übersetzt: Kirche zum Heiligen Erlöser) in Tilleda ist ein steinernes Zeugnis der Geschichte vergangener Jahr-hunderte am Nordrand des Kyffhäusergebirges. In ihrem Ursprung geht die Kirche bis auf die Romanik zurück. Aus dem 11. und 12. Jahrhundert stammen große Teile des Turms, der Grundmauern und des Sakristeivor-baus an der Südwand des Turms. Etliche der Bauteile stammen von der ehemaligen Kaiserpfalz auf dem Pfingstberg, wo im 10./11. Jahrhundert die ersten deutschen Könige residierten.

Vom 13.-16. Jahrhundert wird die Kirche weiter ausgebaut. Im Chor gibt es zu dieser Zeit ein Kreuzrippengewölbe, was die Pfeilerkonsolen an der Ostwand hinter dem Altar noch zeigen. Auch die gekoppelten Fenster an der Nordwand entstehen in dieser Zeit.

Im Jahr 1718 wütete ein Dorfbrand in Tilleda, der auch die Kirche in Mit-leidenschaft zog. Das Kirchenschiff erhielt seine heutige barocke Form und das Innere der Kirche wurde unter der Einbeziehung vieler älterer Elemente neu gestaltet. Der von dem Obristen von Ziegenhorn gestiftete Altar und die Papenius-Orgel werden eingebaut. Zur barocken Ausstat-tung gehörte eine farbige Ausmalung und die Marmorierung der Emporen.

Als im Jahr 1862 die nächste Renovierung notwendig war, verschwand die Vielfarbigkeit des Kircheninnern unter dem neuen, in grauen und blass-blauen Tönen gehaltenen Anstrich, der noch heute teilweise sichtbar ist. In dieser Zeit werden auch die Holztonnendecke im Schiff, die Flachde-cke im Chor sowie verschiedene Emporen eingebaut. Der Innenraum wirkt seit dem schmal und lang gestreckt.

Die Papenius-Orgel von Tilleda

Die historisch wertvollste Orgel in unserem Pfarrbereich steht in Tilleda: Nachdem die im Kern romanische Kirche bei dem Ortsbrand in Tilleda beschädigt wurde, erhielt der bekannte Orgelbauer Johann Georg Papenius den Auftrag, eine neue Orgel einzubauen. Diese Orgel wurde 1713 eingeweiht. Größere Reparaturen fanden 1820 durch Scheidler, 1912 durch die Söhne von Julius Strobel und 1998 von Jörg Dutschke statt, ohne dass aber die Orgel verändert wurde. Darum ist die Papenius-Orgel in Tilleda heute fast im barocken Orginalzustand von 1713. Die Orgel hat 9 Register im Hauptmanual, 7 Register im zweiten Manual und vier Register im Pedal (insgesamt 20 Register) Einzigartig ist der „Vogelgeschrey“: Die Orgel kann zwitschern.

CD der Papenius-Orgel Tilleda

Seit 300 Jahren erfreut die Papenius-Orgel in Tilleda die Menschen in Gottesdiensten und Konzerten. Nachdem 1710 die im Kern romanische Kirche bei einem Großfeuer in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist sie im Stil des Barock grundlegend erneuert worden. Der Obrist Christoph Friedrich von Ziegenhorn stiftete dafür einen neuen Altar und eine neue Orgel, für die der Orgelbauer Johann Georg Papenius beauftragt wurde. Johann Georg Papenius, der übrigens auch die Orgel in der alten Roßlaer Kirche (abgerissen 1875) gebaut hatte, gehört zu den wichtigsten Orgelbauern Mitteldeutschlands dieser Zeit.
Zum 300-jährigen Jubiläum hat Kantorin Martina Pohl in Zusammenarbeit mit Jubal-Musik eine CD mit Werken vo Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Johann Ludwig Krebs (1713-1780) eingespielt, deren Musik für Barock-Orgeln wie die Tilledaer komponiert wurde. Die CD ist nun erschienen und kann in Tilleda direkt sowie über das Pfarramt Roßla für 10 € erworben werden. Als Kirchengemeinde freuen wir uns sehr, dass die Tilledaer Papeni-us-Orgel nun nicht nur in der Kirche, sondern auch in den Wohnungen erklingen kann.

Bauvorhaben an der Kirche

Die St. Salvator-Kirche in Tilleda ist die älteste Kirche im Pfarrbereich, deren romanischer Ursprung in den Wänden des Kirchenschiffs und des Zentralturms gut sichtbar ist. Seit mehreren Jahren beschäftigt die Kirchengemeinde der bauliche Zustand. In zwei großen Bauabschnitten wurde 2012 und 2014 der Turm grundlegend erneuert. 2018 wurde dann das Dach des Kirchenschiffs neu gedeckt und der Dachstuhl teilweise erneuert.  Insbesondere dort, wo das Dach an den Turm anschließt, drang bei Starkregen Nässe an der Turmwand entlang ein, so dass ein Teil des Holzes geschädigt war. Ein weiterer großer Bauabschnitt war dann 2020 die Sanierung des Dachstuhls und des Dachs über den Chorraum. Wir sind von Herzen dankbar für alle Unterstützung der Sanierungsschritte, insbesondere die Marlis-Kressner-Stiftung, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die KiBa und Lotto-Toto Sachsen-Anhalt.

Rundgang durch die Kirche

Altar: Der barocke Schnitzaltar wurde laut der Inschrift im Jahre 1718 aufgrund einer großzügigen Spende vom Obrist von Ziegenhorn aufgestellt. Der über 8m hohe Altar ist im Stil des Dresdner Barock gestaltet, wobei die ursprüngliche prunkvolle Farbgebung Gold, Weiß, grünliche Marmorimitate heute nicht mehr sichtbar ist. Den zentralen Punkt bildet die Kreuzigungsgruppe mit Christus, Maria und Johannes. Flankiert wird die Figurengruppe von vollplastisch gearbeiteten gewundenen Säulen mit Kompositkapitell und Pilastern mit Fruchtgehängen. Die fast lebensgroßen Engelsfiguren seitlich am Altar scheinen sich in die Lüfte schwingen zu wollen. Das Krönungsgesims bildet die Basis für die Darstellung einer Himmelsszene: Umgeben von Engeln (Putten), Wolken und geflügelten Engelsköpfen sitzt Christus mit dem Kreuz neben Petrus. Ein Putto weist auf die Bibel, ein anderer auf die Tafeln mit den 10 Geboten und ein dritter bläst die Posaune. Durchdrungen wird die Himmelsglorie von Strahlenbündeln. Die Symbolisierung des heiligen Geistes in Gestalt einer Taube bildet den oberen Abschluss. Der Altartisch ist aus Sandstein gemauert, und die Altartüren stammen aus dem Jahr 1862.

Taufstein: Der zehneckige Taufstein im südlichen Teil des Chorraums ist aus rotem Sandstein gearbeitet und besitzt einen gotischen Fuß. Deutlich ist die Zahl 1519 als Entstehungsjahr erkennbar. Eine Besonderheit ist das Loch in der Vertiefung, durch das Taufwasser abfließen konnte.

Kanzel: Der fünfseitige Kanzelkorb am nördlichen Pfeiler des westlichen Gurt-bogens ist (anders als es die Inschrift „1519“) im Jahr 1619 entstanden, während der hintere Teil und die Treppe 1862 neu eingebaut wurden. Die Seitenflächen des Korbs mit Profilen, Ornamenten und Imitationen von Edelsteinen entspre-chen dem Geschmack des beginnenden Barocks. In jede der fünf Seitenflächen ist eine Nische eingearbeitet, in denen Figuren standen. Drei dieser Figuren fehlten bereits bei der Renovierung 1862. Heute noch sichtbar sind Johannes der Täufer (mit Lamm) und eine weitere männliche Figur, die wahrscheinlich Chris-tus als den guten Hirten darstellt.

Gestühl: Ursprünglich waren die Bänke im Kirchenschiff mit Seitenwangen ausge-führt, die wegen des bequemen Zugangs abgesägt wurden. Ebenfalls fehlen heute die Türchen zu den Sitzreihen. Ein originaler Gestühlsrest ist noch in der kleinen Loge östlich der Patronatsloge erhalten.

Grabsteine: Der Fußboden der Kirche ist mit drei stark abgetretenen Grabsteinen belegt, die heute nicht mehr zuzuordnen sind. An der Nordwand ist der Grabstein von Barbara Hake aus dem Jahr 1578 mit einem charakteristischen Gewand und den zum Gebet verschränkten Händen zu sehen. Hinter dem Altar befindet sich an der Wand der Grabstein des Pfarrers Adam Thumling von 1577.

Patronatsloge: Die Patronatsloge zeigt die Bedeutung der Kirche von Tilleda. Im Innern der Loge wurde eine reiche barocke Ornamentmalerei in den Farben schwarz, weiß, rotbraun und ocker gestaltet. Die kassettenartig gegliederte Holzde-cke besaß eine barocke Marmormalerei, und die Armauflage an der Brüstung ist mit rotem Samt bezogen.

Emporen: Die Emporen stammen aus verschiedenen Bauzeiten. Sie sind erweitert, reduziert und umgestaltet wurden: Die erste Süd- und erste Westempore wird um 1564 eingefügt, um 1620 die zweite Süd- und Westempore. Mit dem Orgelein-bau um 1720 wird die zweite Westempore verändert und stärker abgestützt. Die Nordempore erhält erst im 19. Jahrhundert ihre heutige Gestalt. Die Emporen sind nur durch den Turm und einen Eingang an der Südseite zu betreten.

Papenius-Orgel: Im Jahr 1713 erhielt die Kirche eine von dem berühmten Or-gelbauer Johann Georg Papenius aus Nordhausen angefertigte, barock verkleidete mechanische Schleifladenorgel, die 2 Manuale und 18 Register besitzt. Der Einbau des Orgelprospekts erfolgte zeitgleich mit dem Einbau des Altars. Um 1820 baute der Orgelbauer Scheidler aus Bennungen die Orgel teilweise um und erneuerte den Blasebalg. Die Orgel litt lange Zeit unter der schlechten Dachisolierung war seit etwa 1970 nicht mehr spielbar, bis sie 1998 grundlegend saniert wurde. Fast 80% aller Teile sind noch original in der Substanz des Orgelbaus von 1713. Die Orgel gehört damit zu den bedeutendsten Orgeln der gesamten Region.

Glocken: Die Pfarrkirche von Tilleda besaß seit spätestens seit dem 15. Jahr-hundert drei Glocken. Während des 1. Weltkriegs wurden die größte Bronzeglocke aus dem Jahr 1513 und eine kleine Glocke eingeschmolzen. Beide wurden 1929 ersetzt, doch im Januar 1942 wurden sie erneut eingeschmol-zen. Erhalten ist heute nur eine Stahlglocke aus dem Jahr 1891, die im Ton e gestimmt ist. Sie trägt eine Inschrift aus der Weihnachtsgeschichte: „Den Menschen ein Wohlgefallen“ (Lk 2,14). Im Jahr 2021 konnten nach langen Bemühungen endlich zwei neue Glocken gegossen werden.