Rotha – Kirche St. Juliana
Die St. Juliana-Kirche von Rotha ist im Kern eine mittelalterliche Chorturm-Kirche, die mitten im Ort wie auf einem Hügel steht und eine wechselvolle Geschichte hat.
Auch wenn der Ort Rotha schriftlich erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1347 erwähnt wurde (eine Grenzbeschreibung der Herrschaft Questenberg durch den Grafen von Hohnstein), ist die Siedlung selbst deutlich älter. Die Ursprünge der Rothaer Kirche sind schriftlich nicht nachgewiesen. Aus dem 19. Jahrhundert gibt es die Beschreibung eines Sandsteins im Turmeingang, auf dem das 14. Jahrhundert genannt sein soll. Vermutet wird, dass es im benachtbarten Paßbruch eine Außensteller des großen Zisterzienser-Klosters in Kelbra befand, dass den Ort Rotha kirchlich „versorgte“. Die Gestalt der Turmmauern, die noch erkennbaren gotischen Fenster und das Spitzgratgewölbe des Chorraums lassen es als wahrscheinlich erscheinen, dass die Kirche zwischen 1300 und 1400 errichtet wurde. Für diese Zeit spricht auch das Patrozinium der Heiligen Juliana, der die Rothaer Kirche von alters her geweiht. Erster evangelischer Pfarrer war dann 1526 Pankratius Kunstdörfer, ein ehemaliger Mönch des Klosters in Mansfeld.
Diese mittelalterliche Kirche war durch die Jahrhunderte baufällig geworden, so dass überliefert wird, dass 1698 große Teile der baufälligen Kirche abgerissen und dann neu aufgebaut wurden. Mit beteiligt war der in Neuhaus lebende Christian Ludwig von Eberstein. Wenn man aber die heutige Form der Kirche sich anschaut, ist ein Komplett-Abriss wenig wahrscheinlich. Das Mauerwerk des Turms mit dem gotischen Spitzgrat-Chorraum (der heutigen Winterkirche) blieb unverändert, aber die Turmhaube wurde in barocker Form neu gebaut. In gleicher Weise wurden Teile des Mauerwerks des Kirchenschiffs wie die großen Pfeiler an der südlichen und nördlichen Seite unverändert gelassen, aber es wurden die Mauern so neu augebaut, dass die kleinen, gotisch geprägten Fenster aufgebrochen und zugunsten von größeren, barocken Fenster erneuert wurden. Der Dachstuhl und die Dacheindeckung aus Holzschindeln wurde erneuert. Ebenfalls neu eingebaut wurden die Emporen und die Bänke. Auch der Anbau an der Westwand stammt aus dieser Zeit. Seit 1710 wurde die Kirche dann Ort des Erbbegräbnisses der Ebersteiner, indem eine Gruft in der Kirche eingebaut wurde. Diese Gruft brach am Palmsonntag 1834 während des Konfirmationsgottesdienstes ein, so dass einige Konfirmanden mit der Decke in die Gruft rutschten, aber unverletzt blieben.
Gut fünfzig Jahre später wird die Rothaer Kirche dann bei dem großen Dorfbrand im Oktober 1752 in stark in Mitleidenschaft gezogen, als fast die Hälfte aller Häuser im Ort abbrannten. Der Dachstuhl des Kirchenschiffs mit seinen Holzschindeln und auch das Dach des Turms ging in Flammen auf, während die Mauern das Feuer überdauerten. In den folgenden Jahren wurde zuerst das Dach des Kircheschiffs provisorisch mit Stroh gedeckt. 1760 konnte endlich das barocke Turmdach neu eingeweiht werden. Die Emporen und Bänke werden erneuert, und nach über zwanzig Jahren bildet der Einbau einer neuen Orgel 1773 den Abschluss der durch den Dorfbrand entstandenen Schäden.
Das heutige Kirchenschiff entspricht so weitgehend der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, wobei die Grundmauern wesentlich älter sind. Der Turm zeigt im Mauerwerk eine spätgotische Form aus dem 14. Jahrhundert, während die Turmhaube in ihrer barocken Form von 1760 stammt.
Ein Meisterwerk ist die heutige Rothaer Orgel, die die letzte erbaute Orgel des bekannten Orgelbauers Julius Strobel ist. Kurz vor seinem Tod 1884 erlebte er noch die Fertigstellung. Für eine Dorfkirche ist die Orgel mit insgesamt 20 Registern (9 im Hauptmanual, 6 im 2. Manual und 5 im Pedal) sehr groß und besitzt einen klaren und starken Klang. Nachdem die Orgel seit den siebziger Jahren nicht mehr spielbar war, kümmerte sich insbesondere Adalbert Büchner um eine Sanierung. In drei Sanierungsschritten 1995, 1998 und 2002 konnte die Orgel komplett durch den Orgelbauer Reinhard Hüfken (Halberstadt) saniert werden. Ungefähr ein Drittel der Pfeifen mussten dabei erneuert werden. Rechnet man alle Sanierungsschritte zusammen, hat die Sanierung rund 98.000 Euro gekostet.
Immer wieder fanden Sanierungen und Reparaturen statt. Die beiden mit Abstand größten Bauvorhaben stammen aus den letzten Jahren: Nach 250 Jahren war das Fachwerk des Turms stark geschädigt, so dass eine große Turmsanierung geplante wurde. Im Jahr 2014 konnte dann der Turm grundlegend saniert werden und im Chorraum unter dem Turm eine Winterkirche eingebaut werden. Die Kosten betrugen dafür rund 268.000 Euro und wurden gefördert durch Lotto-Toto Sachsen-Anhalt, die Stiftung KiBa und das ALFF. Das zweite große Vorhaben betraf dann das Kirchenschiff, das ebenfalls nach über 250 Jahren vollkommen marode war. Hier musste ein neuer Ringanker gesetzt werden und die Balkenenden wurden neu gesetzt. Zudem fand eine Schwammsanierung statt. Die Sanierungsarbeiten konnten im Herbst 2022 abgeschlossen werden und hatten einen Umfang von 265.000 Euro. Innerhalb von 8 Jahren ist es so gelungen, die Kirche mit über eine halbe Million Euro zu sanieren – bei einer Größe der Kirchengemeinde von weniger als 50 Mitgliedern.
Sanierung Dach Kirchenschiff
Dringend notwendig war die Dachsanierung des Kirchenschiffs, die im Jahr 2022 großzügig durch das Land Sachsen-Anhalt mit Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums gefördert wurde. Herzlichen Dank!
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